Winterstoffe für alle Schneiderinnen: Ein fachlicher Leitfaden
Die Welt der Winterstoffe
Wenn die Temperaturen Ende des Jahres wieder sinken, ändert sich auch unser Bekleidungsstil. Auch in unserer Wohnung rüsten wir uns gegen die Kälte. Winterstoffe werden in Hülle und Fülle benötigt!
Wir möchten Kleidung aus warmen, kuschligen Stoffen wie einem Sweatstoff. Die Farben und Muster werden gedeckter. War im Sommer noch der Wunsch nach knalligen Modedrucken groß, sind bei der Wintermode nun wieder die großen Klassiker im Musterbereich angesagt.
Eine Art von Nostalgie entsteht, die vielleicht auch mit Weihnachten und dem Rückzug ins gemütliche Heim zu tun hat.
Auch im Bereich Heimtextilien gibt es für uns Hobbyschneiderinnen wieder viel zu tun. Die Kissen werden wieder dick und flauschig eingekleidet. Die Couch muss mit warmen Decken ausstaffiert werden. Auch hier setzt man wieder auf traditionelle Muster, um ein Hygge-Gefühl zu erzeugen.
Winterstoffe spielen also eine große Rolle, was zeigt, dass nicht nur die Auswahl des Materials bei ihnen von Bedeutung ist. Auch Muster und Farben sind wichtig. Sie erzeugen Stimmungen und Gefühle in uns.
Und das ist besonders wichtig, wenn uns mal die Sonnen nicht zum Strahlen dringen kann.
Die Klassiker: Wolle und ihre Verwandten
Bei Winterstoffen fällt jeden als Erstes Wolle ein. Schurwolle bezeichnet die Wolle, die vom lebenden Schaf geschoren wird. Daneben gibt es auch Wolle, die aus bereits verarbeiteten Produkten recycelt wird.
Reine Wollstoffe sind als Winterstoff sehr beliebt. Sie ist eine Naturfaser. Wolle ist gut Wärme isolierend und sehr atmungsaktiv. Bei der Pflege muss darauf geachtet werden, dass man Wolle am besten nur mit der Hand wäscht. Bei zu heißem Wasser kann der Stoff schrumpfen. Auch beim Trocknen sollte man schonend mit der Kleidung umgehen. Wolle besitzt eine natürliche Elastizität und verformt sich daher leicht.
Wolle kann von verschiedensten Tieren gewonnen werden.
Die am häufigsten verwendete Wolle stammt von Schaf. Eine Unterart ist hier die beliebte Merinowolle. Diese Wolle stammt von einer bestimmten Schafsrasse und ist besonders weich und angenehm zu tragen.
Daneben gibt es Alpakawolle aus Südamerika, Angorawolle von Angorakaninchen, Mohairwolle, die von Mohairziegen stammt und die hochwertige Kaschmirwolle von Kaschmirziegen.
Kaschmir ist besonders weich und leicht, isoliert dennoch perfekt die Wärme. Winterstoffe aus Kaschmir sind sehr langlebig und widerstandsfähig.
Neben reiner Wolle findest Du viele Mischgewebe mit Wollanteil. Diese Winterstoffe haben die Vorteile, dass sie meist kostengünstiger und pflegeleicht sind. Das heißt, in der Regel sind sie maschinenwaschbar. Die Beimischungen anderer Fasern verringern die Gefahr des Pillings und machen die Ware formstabiler.
Eine besondere Art der Verarbeitung bietet der Wollfilz. Hier wird durch Reiben und Walken ein festes, dichtes Material gewonnen. Dieses kann man für Bekleidung, Schuhe oder Hüte verwenden. Klassische Winterstoffe sind hier der Walk und der Loden.
Moderne Synthetik: Fleece, Polyester und Nylon
Es gibt chemischen Fasern, die sich durch Ihre spezifischen Eigenschaften auch für einen perfekten Winterstoff eignen.
Fleece ist sowohl bei Bekleidung als auch im Heimtexbereich der wichtigste Winterstoff. Bei Fleece kann in Polarfleece, Baumwollfleece und Wellnessfleece unterschieden werden.
Der Stoff besitzt eine nahezu perfekte Wärmeisolierung, besitzt dabei noch eine ausgezeichnete Atmungsaktivität und ist unglaublich weich und angenehm zu tragen.
Der Vorteil gegenüber Wolle ist, dass er pflegeleicht ist. Optisch kann das Gewebe aber nicht die Variationsvielfalt wie Wolle aufweisen und auch die Möglichkeit der Muster sind hier beschränkt. Deshalb wird Fleece bevorzugt für Outdoor-Sport-Bekleidung oder als Futter verwendet.
Polyester als auch Nylon bieten Vorteile für Ihren Einsatz in der kalt-feuchten Jahreszeit.
- Beide sind pflegeleicht und schnelltrocknend.
- Sowohl Polyester als auch Nylon sind von Natur aus zu einem gewissen Grad wasser- und windabweisend.Beide Materialien besitzen, außer in der Verarbeitung als Fleece, keine Wärmeisolierung. In Form von gesteppten Stoffen können sie gut für den Winter aufgerüstet werden.
Bei Steppstoffen handelt es sich um ein 2-3-lagiges Gewebe. Er besteht aus einem leichten Oberstoff, einer wärmenden dicken Vliesschicht oder einer Daunenfüllung und einem leichten Futterstoff.
Gesteppte Winterstoffe können durch ihre zahlriechen Luftkammern Kältebrücken minimieren und so die Wärmeleistung verbessern. Daneben entsteht in den Kammern auch einen gut Luftzirkulation.
Spezialgewebe für den Winter: Tweed, Flanell und Cord
Winterstoffe werden jedoch nicht nur vom Material bestimmt. Es gibt auch Gewebearten, die man sofort mit Winter und kalter Jahreszeit verbindet.
Tweed
Tweed ist ein traditioneller Wollstoff, der alle positiven Eigenschaften von Wolle besitzt. Das Gewebe stammt ursprünglich aus Irland und Schottland.
Tweed ist ein Twill-Stoff, der durch seine spezielle Webart ein grobes, diagonales Muster aufweist.
Der Tweed-Effekt kommt durch den Einsatz unterschiedlich gefärbter Fasern. Dadurch entsteht auch dem robusten Gewebe eine subtile Mehrfarbigkeit.
Früher ein reiner Anzugsstoff, wird Tweed heute in allen Bereichen der Herren- und Damenmode verwendet. Hier steht Tweed für ländliche, rustikale Eleganz.
Flanell
Bei Flanell handelt es sich um ein weiches, leicht angerautes Gewebe. Flanell wird durch Bürsten und Aufrauen des Grundgewebes hergestellt. Dadurch entstehen zahlreiche Luftkammern im Gewebe, die sowohl wärmeisolierend als auch atmungsaktiv sind. Daher sind diese Winterstoffe auch weich und kuschelig.
Ursprünglich wurde es aus Baumwolle hergestellt. Heute findest Du es auch aus Mischgewebe oder synthetischen Fasern.
Dieser Winterstoff wird bevorzugt für Hemden oder Pyjamas verwendet.
Cord
Winterstoffe sind klassischerweise auch Cordstoffe. Charakteristisch sind hier die samtartigen Längsrippen. Die Textilindustrie erzeugt diesen Flor durch Beigabe von Schussfäden, die aufgebürstet und geschoren werden. Dadurch entsteht auch eine flauschige, weiche Haptik.
Auch bei diesem Winterstoff entstehen Lufttaschen, die einerseits Körperwärme speichern und eine Isolierung gegen Kälte bilden. Anderseits ermöglichen sie einen Luftaustausch und eine gute Atmungsaktivität.
Luxuriöse Weichheit: Samt, Mohair und Kunstpelz
Winterstoffe, die durch ihre glamouröse Optik ins Auge, fallen gibt es zur Genüge! Hierzu zählen Samt, Mohair und natürlich Kunstpelz.
Samt
Hierzu zählt der Samt. Durch ein spezielles Webverfahren werden hier Schlaufen erzeugt, die später wieder aufgeschnitten und rasiert werden.
So entsteht ein dichter Flor mit außergewöhnlicher Weichheit und feinem Schimmer.
Diese dicke Gewebeschicht schützt vor Kälte und erzeugt durch seine weiche Haptik ein Gefühl von Wärme. Perfekte Winterstoffe sind also Samt Stoffe.
Mohair
Mohair ist eine Wollart, die von der Angoraziege gewonnen wird.
Die Fasern sind besonders fein. Sie besitzen einen natürlichen Glanz, der dem Stoff eine elegante Optik verleiht.
Kunstpelz
Was gibt es Edleres als eine Pelzjacke oder Stola? Im Sinne des Tierschutzes verzichten wir heutzutage lieber auf echte Tierpelze und greifen zu einen synthetisch erzeugten Kunstfellen.
Die Bekleidungstechnik hat hier so große Fortschritte gemacht, dass dieses Faux-Fur immer realistischer aussieht. Auch in puncto Wärmeschutz und Tragegefühl steht er hinter dem Echtpelz nicht mehr zurückstehen.
Technische Textilien: Mehr als nur Stoff
Für Abenteurer, die auch bei Schnee, Regen und Kälte nach draußen wollen, gibt es spezielle Outdoorstoffe. Diese bieten optimalen Schutz. Auch Winterstoffe können technisch auf die jeweilige Anforderung technisch ausgerüstet sein.
Softshell beispielsweise stützt durch seine warme Fleeceinnenseite bestens vor Kälte.
Das fein verwebte Außenmaterial fungiert als Windstopper und ist zu einem gewissen Maß auch wasserabweisend.
Besseren Schutz gegen Regen und Schnee bieten diverse beschichtete Outdoorstoffe, eine bekannte Marke für wasserabweisende Textilien ist hierbei GORE-TEX.
Einen optimalen Wärmeschutz bieten Thermische Stoffe, die speziell für den Outdoorbereich entwickelt wurden. Thinsulate oder PrimaLoft sind in diesem Bereich bekannte Marken für Isolationsmaterial bei Winterbekleidung.
Stoffeigenschaften: Was Hobbyschneiderinnen wissen müssen
Nachdem wir nun viele speziellen Winterstoffe vorgestellt haben, bleibt nun für Dich natürlich die Frage: Welche Winterstoffe eignen sich am besten für mein Nähprojekt.
Dabei musst Du bei der Auswahl folgendes beachten:
- Elastizität: Wenn der Stoff für Deinen Schnitt dehnbar sein muss, muss Du beim Kauf auf einen Elastananteil achten oder einen Strickstoff wählen. Strickwaren besitzen bereits durch die Herstellungsart eine Dehnbarkeit.
- Strapazierfähigkeit: Wenn das genähte Kleidungsstück später sehr strapazierfähig und pflegeleicht sein muss, dann bedenke, dass bei Wolle z.B. Handwäsche angebracht ist. Wähle auch einen Stoff, der bei starker Beanspruchung dennoch eine Pilling-Resistenz besitzt.
- Grammatur: Überlege auch gut, wie dick die Meterware für den Schnitt sein darf bzw. muss. Eine Hilfe bietet hierbei das angegebene Gewicht des Stoffes.
- Nachhaltigkeit: Wenn Dir zudem auch der Schutz unserer Umwelt und Soziales Engagement am Herzen liegen, gibt es auch für Dich die perfekten Stoffe. Suche nach Materialien aus nachhaltigen Produktionen wie Biowolle oder Stoffe aus Recyclingmaterialien. Zertifizierungen wie Fair Trade, Global Organic Textile Standards oder Bluesign versichern Dir, dass bei diesen Textilien sowohl auf Umweltschutz als auch auf verantwortungsbewussten Umgang mit Arbeitskräften geachtet wurde.
Muster und Designs: Karo, Herringbone und mehr
Winterstoffe werden neben dem Material auch von Farben und Muster beeinflusst. Diese spielen auch eine große Rolle.
Die Farbpalette der Winterstoffe variiert immer wieder durch neue Modefarben. Im Herbst und Winter greift man zu gedeckten Tönen. Im Herbst kleidet man sich gerne im Einklang mit dem verfärbten Laub. Im Winter sind auch sehr helle Töne wie Wollweiß oder helles Beige beliebt.
Bei Webmustern greift man auf dezente Klassiker, besonders aus der britischen Countrymode, zurück.
- Karo: Im Sommer schwelgt man gerne in Blumenprint, im Winter ist das Karo wieder angesagt. Egal ob als mehrfarbiges Tartanmuster, zweifarbiges, großes Bäckerkaro oder als winziges Pepitamuster.
- Herringbone/Fischgrät: dieses Muster besteht aus sich wiederholenden V-förmigen Linien und erinnert dadurch an die Wirbelsäule eines Heringsschwanzes. Es reicht bis in die Antike zurück. Erst im 19. Jahrhundert wurde es in Schottland zu einem klassischen Anzug- und Manteldesign.
- Melange: Dieser Effekt entsteht durch Verwendung von Garnen unterschiedlicher Farben. Es handelt sich um ein sehr dezentes Muster. Zu seinen bekannten Unterarten zählen hier das Salt&Pfeffer oder das Zimt&Zucker Muster.
- Boucle: Hierbei handelt es sich nicht um ein Webmuster, sondern um eine besondere Oberfläche. Durch Schlingen und Schlaufen entsteht hier eine lockige Oberfläche. Stoffart ist äußerst beliebt bei Wintermänteln oder klassischen Kostümen.
Die richtige Stoffwahl für Dein Winterprojekt
Am Anfang steht bei jeder Schneiderin, ob Hobby oder Profi, die Nähidee. Für das Projekt muss dann erstmal alles eingekauft werden. Bei den vielen Stoffen, die es gibt, fällt die Auswahl schwere. Daher haben wir Die hier einige typische Winterstoffe vorgestellt. Die Stoffe haben ein breites Spektrum: von Outdoor-Stoffen, über wärmende Stoffe bis zu festlichen Stoffen.
Als erstes musst Du das passende Material für Deinen Schnitt suchen. Danach musst Du Deine Lieblingsfarbe oder Dein Lieblingsmuster für den Winter auswählen.
So hast Du einen gute Entscheidungshilfe, um den perfekten Stoff für dein nächstes Winterprojekt zu finden!
Winterstoffe auszusuchen und zu vernähen ist mit diesen Infos ganz einfach! Wir wünschen Dir viel Spaß dabei!